Histologie
Die Histopathologie leitet sich von der Histologie (ἱστός = Gewebe, λόγος = Lehre), der Gewebelehre, ab und ist auf die (morphologische) Erfassung krankhafter Gewebeveränderungen anhand feingeweblicher Untersuchungen fokussiert.
Einsendegut
Zum Einsendegut zählen (große) Operationspräparate, d.h. ganze Organe (z.B. Magen = Gastrektomiepräparat, Milz = Splenektomiepräparat, Enddarm = Rektumexstirpat, Wurmfortsatz = Appendektomiepräparat, Gallenblase = Cholezystektomiepräparat) oder Teile von Organen (z.B. Dickdarmresektat, Magenresektat, Schilddrüsenresektat, Brustdrüsen-(Mamma-)resektat). Wenn gut abgrenzbare Läsionen bzw. Tumoren mit wenig umgebendem Normalgewebe eingesandt werden, handelt es sich um Exzidate (z.B. Hautexzidat bei Entfernung eines Muttermals, Mammatumorexzidat, Schleimhautexzidat bei Läsion der Mundhöhle), wenn nur kleine Proben aus einer größeren Läsion oder einem insgesamt auffälligen Organ entnommen werden, spricht man von (Inzisions-)Biopsaten (Mammatumorbiopsat, Leberbiopsat / Magenschleimhautbiopsat bei Entzündung). Schleimhautbiopsate sind meist nur wenige Millimeter groß, zur Abklärung von inmitten eines Organs liegenden Tumoren werden bis 2 cm lange und bis 2 mm dicke Gewebestanzzylinder vom einsendenden Arzt entnommen.
Exzidate und Biopsate werden vollständig feingeweblich aufgearbeitet, während bei Operationspräparaten im Rahmen der makroskopischen Beurteilung eine Auswahl der zu untersuchenden Gewebeanteile durch einen Assistenz- oder Facharzt getroffen werden muss.
Lymphknotenmetastase eines Adenokarzinoms des Dickdarms; Hämatoxylin-Eosin-(HE-)Färbung
Technische Prozesse
Die feingewebliche Aufarbeitung erfolgt zunächst durch medizinsch-technische Laborassistenten /-innen (MTLA) im histopathologischen Labor. Die Gewebe müssen mit 4%iger, neutral gepufferter Formaldehydlösung (sog. Formalin) fixiert sein/werden, bevor das in ihnen enthaltene Wasser durch Erhitzen und Einsatz alkoholischer Lösungen gegen zunächst flüssiges Paraffin ausgetauscht wird. Nach Erkalten erhält man einen Paraffin-Gewebe-Block, der das Anfertigen wenige Mikrometer dicker Gewebeschnitte mit Hilfe eines Mikrotoms ermöglicht. Diese Schnitte werden auf Glasobjektträger aufgezogen und erneut mit alkoholischen Lösungen versetzt, um das Paraffin zu entziehen (sog. Entparaffinierung), damit mit Hilfe wässriger Färbelösungen Zellstrukturen angefärbt werden können (sog. Histochemie), die eine Beurteilung im Durchlichtmikroskop ermöglichen.
Schnellschnittdiagnostik
Bei der intraoperativen Schnellschnittdiagnostik wird aus zeitlichen Gründen auf eine Paraffineinbettung, die mehrere Stunden beansprucht, verzichtet, stattdessen wird das Gewebe in einem Kryostaten schockgefroren, so dass es in einem modifizierten Eisblock wie in einem Paraffinblock hauchdünn geschnitten werden kann. Da auch Entparaffinierung jetzt nicht notwendig ist, kann ein Gefrierschnitt innerhalb weniger Minuten erstellt und befundet werden. Das Ergebnis wird telefonisch dem Operateur / der Operateurin unter laufender Narkose des Patienten mitgeteilt. Hier unterstützt die Pathologie bei unmittelbar notwendigen Entscheidungen, die intraoperativ getroffen werden müssen (Gutartigkeit vs. Bösartigkeit eines Prozesses mit Konsequenz für das Ausmaß einer Operation; Tumorabstand zu den Resektionsrändern, ggf. Nachresektion erforderlich).
Histochemie
Als Standardfärbemethode hat sich die Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE-Färbung) durchgesetzt. Sie erfolgt meist in computergesteuerten Färbeautomaten. Daneben werden für bestimmte Fragestellungen sogenannte Spezialfärbungen (meist von Hand) durchgeführt.
Die Färbetheorie der biologischen Färbungen begründet sich meist in der Reaktionsfähigkeit bestimmter Gewebestrukturen auf bestimmte Farbstoffe. Man klassifiziert die Zellstrukturen und Gewebe anhand des Färbeverhaltens durch die Farbstoffe im Wesentlichen in basophile Strukturen (Zellkern, Ribosomen, raues endoplamatisches Retikulum, typische Farbstoffe: Hämatoxylin, Toluidinblauin) und azidophile Strukturen (Zytoplasma, kollagene Fasern, typische Farbstoffe: Eosin, Anilinblau, Säurefuchsin).
Daneben gibt es neutrophile Strukturen (lipophile Bestandteile, die aber im Rahmen der Entparaffinierung durch alkoholische Lösungsmittel entfernt werden) und argyrophile Strukturen, die nach entsprechender Vorbereitung Silberionen binden können).
Gängige Spezialfärbungen sind die magentarote PAS (Perjodsäure-Schiffsches Reagenz)-Färbung zur Darstellung neutraler Glykokonjugate (Schleim, Pilzwände), die cyanblaue Alcianblau-Färbung zur Darstellung saurer Polysaccharide und Proteoglykane), die Berliner-Blau-Reaktion zum Nachweis dreiwertiger Eisenionen (z.B. Hämosiderinablagerungen), die schwarz-violette Elastica-van-Gieson-Färbung zur Darstellung elastischer Fasern, die blaue Giemsafärbung zur bessern optischen Auflösung von Zellkernstrukturen, die Kongorotfärbung zur Darstellung von Amyloidablagerungen, die schwarz-braun-gelbe Gomori-Versilberung zur Darstellung von Retikulinfasern, die schwarze Kossafärbung zur Darstellung von Verkalkungen und die blau-rote Ziehl-Neelson-Färbung zur Erkennung säurefester Stäbchenbakterien.
Mikroskopie
Die ärztliche histopathologische Diagnostik im eigentlichen Sinne erfolgt mit Hilfe der Durchlichtmikroskopie. Am Mikroskop erkennt der Pathologe / die Pathologin Veränderungen der Zellen selbst (Zytologie), Veränderungen der Zellen im zweidimensionalen Gewebsverband (Architektur), Veränderungen der Zelltypen (Komposition), die neben der Feststellung eines Normalbefundes eine Einordnung in einen entzündlichen Prozess oder eine Neoplasie (Neubildung) zulassen. Bei den Neoplasien werden gutartige (benigne) Tumoren von bösartigen (malignen) Tumoren (sog. Krebs) abgegrenzt, daneben aber auch Zwischenformen (semimaligne Tumoren, Tumoren unklaren klinischen Verhaltens, Präkanzerosen) erkannt.